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Inhalt
Klimawandel und Weinbau in Südtirol
Alois Lageder – Weinbau im Wandel der Zeit und des Klimas
Schon seit Jahren ist ein Wort in aller Munde: Klimawandel! Schneearme Winter, trockene Sommer – die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur sind unleugbar. Das ist auch im Südtiroler Weinbau spürbar. Winzer, Landwirte und Klimaforscher experimentieren mit neuen und alten Erziehungsformen, verschiedenen Rebsorten und allerlei verschiedener Methoden, um konstruktiv auf den Wandel reagieren zu können.
In Südtirol steht nicht nur der Weinbau im Wandel, sondern – wie überall auf der Welt – auch das Klima. Seit den 1970er Jahren wurden in der Region um 1,5 Grad höhere Jahresdurchschnittstemperaturen als zuvor gemessen. In bestimmten Orten wurden bis zu 3 Grad wärmere Sommer mit einer deutlichen Zunahme an sogenannten Tropennächten verzeichnet. Mit dem signifikanten Temperaturanstieg gehen aber noch andere Naturphänomene wie Extremwetterereignisse einher. Die Folge: Tiere und Pflanzen sind gezwungen auf höhergelegenen Lebensraum auszuweichen, um sich vor der steigenden Wärme zu schützen.
Doch wie wirken sich die klimatischen Veränderungen auf den Weinbau in Südtirol aus?
Der Südtiroler Weinbau zeichnet sich in erster Linie durch seine Vielfalt aus und das auf vielfältigste Weise. Nicht nur das Verschmelzen der italienischen und tirolerischen Kultur, sondern auch das Potenzial der Sortenvielfalt in den verschiedenen Lagen, die von 250 m ü. M. bis auf 1.300 m ü. M. reichen, machen die Südtiroler Weine schlichtweg einzigartig. Auf rund 5.400 Hektar werden hier etwa 60% Weißwein- und 40% Rotweinsorten angebaut, mit dem Ziel, den einzigartigen Charakter der Dolomitenregion einzufangen.
Angenehme Frische und schöne Säure, das sind die charakteristischen Züge der alpinen Südtiroler Weine. Doch es sind genau diese Besonderheiten, die durch die steigende Erderwärmung am seidenen Faden hängen. Die erhöhten Temperaturen wirken sich nämlich negativ auf die Struktur und Farbe der Rotweine und den Säuregehalt der Weißweine aus. Es gilt im Südtiroler Weinbau daher die typische Frische und Säure der Weine zu bewahren. Eine Mission, die innovative und effiziente Tatkraft verlangt.
Die Folgen des Klimawandels werden auch in Südtirol in Zukunft deutlich spürbar sein und sind laut Dr. Florian Haas vom Versuchszentrum Laimburg jetzt schon „mit freiem Auge sichtbar“. So zeigt sich die erste Blüte nun 2 bis 3 Wochen früher als im Jahr 1990 und auch die Ernte hat sich um rund einen Monat nach vorne verschoben. Künftigen Prognosen zufolge rechnen Forscher in Südtirol bis zum Jahr 2100 mit um 5,4 Grad wärmeren Sommern.
Dieses Zukunftsszenario wird nun anhand eines Klimaexperiments der Universität Innsbruck gemeinsam mit der Universität Bozen näher erforscht. Im Zuge des Projekts werden ausgewählte Rebsorten auf eine Klimareise in die Zukunft geschickt. Ziel des Experiments ist es zu analysieren, wie sich der Klimawandel künftig auf die Reben und schlussendlich den Wein in Südtirol auswirken wird. Es wird beobachtet, wie die Reben auf steigenden Hitze- und Trockenstress reagieren und wann sie an ihr Limit kommen.
Das Experiment ist in zwei Zeitblöcke gegliedert, in denen Sauvignon Blanc-Reben in vier Klimakammern mit unterschiedlichen Temperaturen und Bewässerungsbedingungen im terraXcube der Eurac untersucht werden. Ein Team von 14 Forschern misst den Gasaustausch, sprich die CO2-Aufnahme und die Wasserdampfabgabe der Pflanzen und führt begleitend ein Feldprojekt im Weinberg Plantaditsch durch, wo die Auswirkung von Trockenstress auf die Reben genauer erforscht wird. Mithilfe des Experiments sollen entsprechende Anpassungsmaßnahmen für die Zukunft gestaltet werden.
Als Vorreiter der Biodynamie ist das Weingut Alois Lageder in Magreid heute ein internationales Aushängeschild für Südtirol. Nun überrascht das renommierte Weingut die Weinwelt erneut mit einer brillanten Idee oder besser einem Lösungsansatz auf die Frage, wie man die Frische und Säure der Alpenweine trotz der steigenden Temperaturen bewahren kann:
Für mehr Frische gibt es Ansätze wie frühere Ernten, höhere Weinberge oder wie bei Alois Lageder mehr Kreativität im Keller. Das Weingut vereint in seinem Vorzeigeexperiment „Blend your own Porer“ drei Kellertechniken zu einer wegweisenden Genusserfahrung mit reichlich Frische und animierender Saftigkeit. Der spannende Pinot Grigio entsteht aus drei Komponenten: Die erste entsteht durch Direktpressung der Trauben, die zweite wird einer Maischestandzeit von maximal 15 Stunden unterzogen und die dritte bleibt 5 bis 8 Monate auf der Schale liegen. Ein hochindividueller, komplexer und ausdruckskräftig alpiner Pinot Grigio mit einem markanten Kupferfarbton.
Auch im Bereich der Rotweine ist Lageder wegweisend für mögliche zukünftige Entwicklungen im Südtiroler Weinbau. Die steigenden Temperaturen verlagern den Weißweinanbau zunehmend in höhere, frischere Lagen, zugleich eröffnen sie aber auch die Möglichkeit für einen verstärkten Anbau wärmeliebende Rebsorten aus dem südeuropäischen Raum. Rotweinsorten wie Syrah, Tannat oder Petit Verdot finden immer mehr Platz in Südtiroler Weinbergen und spielen selbst in einigen der größten Cuvées des Landes eine Schlüsselrolle. Musterbeispiel: Der rote „Casòn“ von Lageder. Der grenzgeniale Verschnitt baut auf ein Fundament aus Tannat auf, das ihm Rückgrat, Säure und Straffheit verleiht und zugleich als wunderbarer Filter für den Terroircharakter des einzigartigen Weinbergs Casòn Hirschprunn in Margreid dient.
Als ständiger Begleiter stellt der Klimawandel den Südtiroler Weinbau, die Winzer und die Weinverarbeitung vor diverse Herausforderungen. Doch zeigen beispielhafter Mut und vorausblickende Umsicht verschiedenster Weinbetriebe, dass einem jeden Wandel mit kreativer Innovation begegnet werden kann.
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