4.7 (3129 Bewertungen)
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Kopf oder Zahl, Schwarz oder Weiß, Ja oder Nein. Das Zweiseitige grundlegend menschlich, es scheint, als seien wir fast wie magisch von diesem Entweder-Oder angezogen. Kein Wunder also, dass auch der Lagrein mit seinen zwei Gesichtern – einmal als üppig eleganter Rotwein, einmal als lebhaft erfrischender Rosé – so unwiderstehlich ist.
Dabei bedenke man, dass die heute geradezu ikonische Rebe aus Südtirol gegen Ende der 70er Jahre beinahe als ausgestorben galt. Besonders in tiefen, warmen Lagen entwickelt der als Rotwein gekelterte Lagrein seinen markanten Charakter: Rote und dunkle Beerenfrucht im Aroma, häufig gefolgt von Veilchennoten und einem unverkennbar samtig fülligen, manchmal auch warm würzigen Gaumen. Besonders geeignet für den Anbau erweist sich Bozen und die umliegende Talsohle dank der teilweise extrem warmen Sommer und der idealen Bodenbeschaffenheit aus Porphyr und Schwemmboden.
Doch wie verhält sich nun der Lagrein als Rosé im Vergleich zu seiner farbintensiveren Spielart? Allem voran gilt es, terminologische Klarheit zu verschaffen: Lagrein Rosé ist gleich Lagrein Kretzer. Also keine Sorge, falls ihr vor einem Etikett mal ins Grübeln geratet, wo Kretzer draufsteht, steckt Rosé drinnen – und umgekehrt.
Ähnlich dem Roten bringt auch der Rosé viel Frucht an die Nase, jedoch in etwas dezenterer Manier. Im Geschmack zeigt er sich schön strukturiert, geradezu sommerlich erfrischend mit angenehm lebhafter Säure, ohne dabei auf Geschmeidigkeit zu verzichten.
Wir sehen also, dass es zwischen Lagrein und Kretzer nicht nur Unterschiede in ihren Farbfacetten gibt, sondern auch im Bukett und im Geschmack. Das wiederum bedeutet natürlich, dass sie sich auch zu Tische ganz unterschiedlich verhalten.
Der große Rote gesellt sich bevorzugt zu herzhaften Fleischgerichten wie saftigem Rehrücken, dem klassischen Sonntagsbraten oder aber auch zu einem schönen, saftigen Steak. Der Rosé ist hingegen von etwas leichterer Gangart: Er begeistert nicht nur als Aperitif, sondern zeigt sich auch zu kräftigen Vorspeisen und Südtiroler Spezialitäten wie Schlutzkrapfen und Knödeln von seiner besten Seite. Der Kretzer ist ein echter Sommerwein: Ideal passt er mit seiner frischen Art zu allerlei Grillgerichten, ganz egal ob Fleisch oder Fisch oder gar vegetarisch.
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