4.7 (3129 Bewertungen)
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Inhalt
Wo kommt der Merlot her?
Hollywood und der Ruf des Merlots
Der beste Merlot der Welt
Merlot in Südtirol
Was braucht es für guten Merlot?
Der beste Merlot Südtirols
Südtiroler Merlot in Zahlen
Wie schmeckt Merlot?
Wann trinkt man Merlot?
Es war einmal eine französische Amsel, die naschte ach so gerne an den süßen schwarzen Trauben einer ganz bestimmten Rebe. Für ihren Appetit und ihre spezielle Vorliebe war sie so bekannt, dass der Name der Amsel – auf Französischmerle – seit 1784 den offiziellen Namen ihrer Lieblingsrebsorte prägt: Merlot.
Der rote Superstar geht aus einer Kreuzung aus Cabernet Franc und einer heute fast ausgestorbenen Sorte Namens Magdeleine Noire de Charentes hervor. Der Merlot ist nach dem Cabernet Sauvignon die zweitmeistverbreitete Sorte weltweit und beansprucht sagenhafte 275.000 Hektar. Die Fläche entspricht ungefähr einem Drittel der Gesamtfläche Südtirols!
Nicht die Amsel, sondern ein anderer, etwas schrägerer Vogel hat den internationalen Ruf des Merlot in nicht allzu ferner Vergangenheit geprägt: Miles, Paul Giamattis Charakter in Alexander Paynes Spielfilm Sideways von 2004, echauffierte sich in einer berühmt berüchtigten Szene lautstark über den Merlot. Dieser passionierte Ausbruch wird oft mit einem nachhaltigen Rückgang der Verkaufszahlen und einer allgemeinen Verschlechterung des Rufs von Merlot in Verbindung gebracht.
Mag Merlot zwar unter Weinliebhabern nicht als der spannendste Rote gelten, gibt es für jede Regel bekanntlich Ausnahmen. Wenn der Merlot mal in der Oberliga mitspielt, dann aber auch ganz oben! Musterbeispiel dafür ist der legendäre Pétrus aus Pomerol, der regelmäßig als einer der besten (und teuersten) Weine der Welt gepriesen wird. Auch etwas näher an Südtirol sorgt Weltklasse-Merlot für Furore: Der Supertoskaner Masseto gilt als sortenreiner Merlot aus dem Bolgheri als Ausnahmebrillant der italienischen Weinelite.
In Südtirol macht der gebürtige Franzose schon seit 130 Jahren Dauerurlaub und prägt das Weinpanorama besonders als Cuvée-Partner maßgeblich. Eingeführt wurde der Merlot hierzulande zusammen mit einer Reihe anderer französischer Sorten, erwähnenswert darunter die Burgundersorten und natürlich der Cabernet. 1890 kam der allererste, waschechte Südtiroler Merlot auf den Markt.
Zuhause ist es doch am schönsten! Dieser heimelige Leitspruch spiegelt sich in den Boden- und Klimapräferenzen des Merlot wider. Das berühmteste Merlot-Gebiet der Welt ist Bordeaux, genauer die rive droite, also das rechte Ufer der Gironde und Dordogne. Die Lagen sind hier tief, die Böden reich an Lehm und das Klima mild bis warm, kurz: Traum-Terroir für Traum-Merlot. Kein Wunder also, dass sich hier auch die Geburtsstätte des einmaligen Pétrus befindet.
Den hohen Ansprüchen des Amselweins wird jedoch nicht nur seine Heimat gerecht. Besonders wohl fühlt er sich in Südtirol im Talkessel und in tiefen Hanglagen im Unterland und im Überetsch, aber auch die Gegend von Siebeneich bei Bozen eignet sich hervorragend für den Anbau von Merlot – tatsächlich entstehet hier einer der vielleicht besten Merlots des Landes.
1.500.000 Flaschen pro Jahr
10.215 hl Ertrag (2019)
190 ha Anbaufläche
3,4 % der Gesamtfläche
18-20 °C Serviertemperatur
Schwarz wie die Amsel leuchtet der Merlot an der Rebe, granat- bis dunkelrot hingegen im Glas. Seine Farbe schickt schon eine Ahnung seines fruchtbetonten Buketts voraus, das sich darüber hinaus durch die markanten Noten von wildem Wein und frisch geschnittenem Gras auszeichnet. Im Geschmack spielen dunkle Früchte wie Brombeeren, schwarze Johannisbeeren und Pflaumen harmonisch mit markanter Würze zusammen, die an Lakritze erinnern kann.
Fülle, Wärme, Weichheit und reifes, schmeichelhaftes Tannin sind die Kardinalmerkmale eines typischen Merlots. Sein samtiger Grundcharakter verträgt sich ausgezeichnet mit der Holzfassreifung, weshalb viele Exemplare neben der betonten Fruchtfülle auch mit Vanille, Röstaromen und Süßholznoten überzeugen. Dem Merlot gelingt wie kaum einem anderen Wein das Gleichgewicht zwischen mysteriös und einladend.
Seine Tischgesellen müssen da schon mit seinem Kaliber mithalten können und so serviert man den roten Riesen vorzugsweise zu deftigen Fleischgerichten. Saftiges Rindfleisch, lange geschmort und butterweichess Lammkarree mit grünem Spargel im Speckmantel und Ofenkartoffeln oder cremige Tagliatelle mit herzhaftem Hirschragout.
Der Merlot mag seine Kritiker haben, vielleicht liegt das an seiner enormen Verbreitung, vielleicht an seinem einsteigerfreundlichen Wesen oder vielleicht tatsächlich an der grenzgenialen Karikatur eines Weinsnobs von 2004, doch wir halten uns in unserer Meinung zum tiefroten Charmeur viel eher an die Amsel als an Paul Giamatti.
Tags: Merlot, Meranerweinhaus, Wein
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